Sprachwirrwarr

Japanalltagsupdate: Entspannungs-Ramen mit gestresstem Lieblings-"Businessman"

12.03.2018

Als ich noch in der Schule war, habe ich Englisch gehasst und zur erstbesten Gelegenheit abgewählt. Beim angekündigten Hörverstehen hatte ich schon Tage vorher Bauchschmerzen und Grammatikregeln konnte ich mir eh nie merken. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich in ein paar Jahren jeden Tag Englisch sprechen und schreiben würde, hätte ich wahrscheinlich laut gelacht. Die Vorstellung, dass eine Sprache die mir so zuwider war, irgendwann mit einem der wichtigsten Menschen in meiner Umgebung verbunden sein würde, überrascht mich heute noch manchmal.

Denn die gemeinsame Sprache vom Lieblingsjapaner und mir ist Englisch, dass wir beide nicht in unserer Muttersprache miteinander sprechen können finde ich mittlerweile ganz normal. Das können nicht alle Bekannte und Freunde nachvollziehen. Wahrscheinlich hätte ich das selbst vor einigen Jahren ziemlich sonderbar gefunden. Und ich muss zugeben, Witze machen in einer Fremdsprahe ist schwierig, Wörterbuchunterbrechungen mitten in der Diskussion nerven und nach einem anstrengenden Tag will irgendwie auch nur noch Deutsch rauskommen. Und wenn der Lieblingsjapaner vor mir mit anderen Japanern in einer rasenden Geschwindigkeit redet und lacht, werde ich so unfassbar neidisch auf jeden, mit dem er so ohne jegliche Mühe sprechen kann. Das alles kann mich manchmal schon ganz schön melancholisch machen, aber die Hauptsache ist, dass wir uns irgendwie ja doch verstehen und das irgendwie auch ziemlich gut ;)

Denn diese gemeinsame Sprache, die über die Zeit zusammen entstanden ist - Englisch mit selbst erfundenen Redewendungen, neuen Wörtern und Japanisch/Duetsch/norwegischem-Einschlag - ist nicht nur nervig, eigentlich finde ich sie auch ziemlich spannend. Sprachunterschiede und Missverständnisse führen zu den verrücktesten neuen Gedanken und hat uns so mehr als einmal ein neues Gesprächsthema beschert, auf das wir sonst wahrscheinlich nie gekommen wären. Wer hätte zum Beispiel gedacht, wie sehr man Witze zur Ähnlichkeit der japanischen Wörter "Omiyage" (Souvenir) und "Momiyage" (Koteletten) ausreizen kann - ein echter Brüller sag ich euch! ;)

Das man in diesem Sprachwirrwarr trotzdem durchblickt, muss man beim Reden außerdem zum Punkt kommen. Das ist wohl der Vorteil, von dem ich am meisten profitiere. Auch bei schwierigen oder unangenehmen Themen kann ich nicht wie gewohnt um den heißen Brei herumreden, ich muss einfach sagen was Sache ist, dass ich verstanden werde. Sollte ich wohl im Deutschen auch mal ausprobieren... manchmal muss ich zu seinem Glück gezwungen werden. ;) Das gilt auch fürs Sprachenlernen an sich. Sprachen machen Spaß und sind nützlich, nur fleißig bin ich eben nicht besonders. Wenn der Lieblingsjapaner nicht wäre hätte ich all mein Englisch wahrscheinlich schon wieder in der hintersten Schublade verstaut und müsste überlegen ob man in Japan "Ni Hao" oder "Konnichiwa" zur Begrüßung sagt. Wie viel ich jetzt über Japanisch, Japan und damit vielleicht auch über mich selbst weiß, habe ich dem Lieblingsjapaner zu verdanken. Spräche mein Freund Schwäbisch, hätte ich wahrscheinich keinen Schwäbischkurs besucht.

Und ganz zuletzt: Ich habe gemerkt, dass man eine Sprache nicht perfekt beherrschen muss, um den Anderen zu verstehen. Mittlerweile kennen der Lieblingsjapaner und ich uns so gut, dass wir uns ein Stück weit auch (Achtung, jetzt wirds kitschig!) ohne Worte verstehen. Wenn er mir einfach im Detail erklären könnte was er so alles denkt und meint, hätte ich mich nicht damit beschäftigen müssen, was es bedeuted wenn er diese Falte auf der Stirn hat oder auf diese eine bestimmte Art ausatmet. Vielleicht hat das Nicht-Verstehen sogar so ein bisschen dazu geführt, dass wir uns besser verstehen...

 

Hast du Freunde/Partner/Familie/Kollegen mit denen du in einer anderen Sprache sprechen musst? Habt ihr irgendwelche lustigen Missverständnis-Witze entwickelt? :)

 


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