Meine Shamisenkarriere

19.03.2018

Japaner sind im Generellen ein stolzes Völkchen, die ihre Kultur gerne mit anderen teilen. Und so boomen im Fernsehen Sendungen wie "Was gibt es in Japan, was es im Ausland ganz und gar nicht gibt" oder "Wir bezahlen Ausländern eine ganze Reise quer durch Japan und filmen dabei, wie sie zu jeder sich bietenden Gelegenheit `Oishiiii!` (Lecker!) in die Kamera rufen". Die Lieblingsjapanermama schickt mir immer wenn Sumo im Fernsehen kommt eine Erinnerungsnachricht und in Geschäften bekommen Ausländer (und auch nur die!) gerne mal einen Papiekranich mit in die Tasche gepackt. Japaner sind stolz und noch viel stolzer sind sie, wenn ausländische Besucher das alles auch so toll finden. Ausgeprägten Nationalstolz kann man gut oder auch bescheuert finden, aber manchmal hat er einfach glasklare Vorteile - also für mich zumindest.

Dann nämlich, wenn er dazu führt, dass kulturelle Workshops für Ausländer staatlich finanziell unterstützt werden. So geschehen bei der "Tokyo Metropolitain Foundation for History and Culture" die das ganze Jahr über verschiedene englischsprachige Workshops zu "typisch japanischen" Themen wie japanischem Tanz oder Kabukitheater anbieten. Das alles gratis. Das Schlüsselwort "gratis Veranstaltung" lasse ich mir - ähnlich wie "gratis Essen" übrigens - natürlich nicht zweimal sagen und bin sofort in das Touristen Kulturcenter von Asakusa gestürmt, um mich als Allererste auf die ausliegenden Listen einzutragen. Dafür stehe ich sogar früher auf ;)

Und so kam es, dass ich meine glänzende Karriere als Shamisen-Spielerin starten konnte... also fast zumindest. Die Shamisen ist ein dreisaitiges japanischen Instrument und wird traditionellerweise im Kabukitheater oder in Geisha-Shows verwendet. Der Klang ist erst etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Weile hat man sich sozusagen "eingehört" finde ich. So auch beim Workshop. Nach einer kurzen "Kostprobe" einer Shamisengruppe und einigen Trockenübungen, nach denen mir schon der Rücken vom sehr gerade sitzen anfing weh zu tun, bekam jeder von uns eine Shamisen überreicht und los ging das Einüben unserer ersten Liedes "Sakura, Sakura" in Lichtgeschwindigkeit. Vielleicht konnte ich mit meinen natürlich ganz und gar überragenden Ukulelefähigkeiten punkten, aber überraschenderweise funktionierte das alles schon ziemlich schnell ziemlich gut, sodass wir nach knapp 20 Minuten schon unser erstes kurzes Lied zum Besten geben konnten. Leider war der Workshop viel zu schnell vorbei, gegen ein zweites Liedchen hätte ich wirklich nichts gehabt. Vielleicht sollte ich meine Instrumentwahl nochmal überdenken und von Ukulele auf Shamisen umsteigen? ;) Laut der Lehrerin bin ich zumindest ein "Shamisen-talento" und bei solchen Worten kommt der besprochene Stolz dann doch von ganz allein, auch bei mir ;)

Für nächste Woche steht jetzt schon "Tanzworkshop" dick in meinem Kalender :)

 

Welche Art von Workshop würdet ihr euch gerne mal staatlich sponsern lassen? ;)


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